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Peavey Valveking 100 als Röhrenvernichter

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Also zwei Röhren in der Phasenumkehrstufe gestorben. Ich ärgere mich immer noch, ja es ist geradezu peinlich, dass ich eine geschlagene halbe Stunde vor dem Teil gesessen habe, wie der sprichwörtliche Ochs‘ vorm Berg…

Aber nein, ich musste ja unbedingt selbst eine, zum Glück gebrauchte, ausgelatschte, Röhre reinstecken: Leucht – Blitz – aus.

Klar – ich hatte die Heizfäden der gestorbenen vorher mit dem Multimeter gemessen - R gegen unendlich – und grob auch die der beiden verbliebenen Vorstufen – etwa 5 Ohm und 15 Ohm. Bei einer Röhre verschiedene Innenwiderstände? Da hätte ich wachsam werden müssen! Nee – Teströhre futsch.

Nach besagter halben Stunde, einer kaputten Heizstromsicherung (noch so‘n Ärgernis, die löten die Sicherungen ein, Essig mit austauschen, also baute ich gleich einen vernünftigen Halter ein), nachdem ich die Heizstromanschlüsse der Phasenumkehrstufe mit einen Lastwiderstand zum Test überbrückt hatte (die 6L6 waren also ok!) und nach diversen Blicken in den Schaltplan kam ich auf die Idee, einmal den Heizfadenwiderstand einer neuen ECC83 zu messen: ca. 6...7 Ohm bei beiden Trioden (inklusiv der Prüfschnüre und Kontaktübergangswiderstände). Also waren die übriggebliebenen auch „faul“.

Seht mal selbst in den Schaltplan: Die Heizungen sind seltsam beschaltet. Vier 6L6 in Reihe mit drei parallelen ECC83 (jeweils die Trioden auch parallel). Das macht Peavey häufig.

Die Röhrenheizungen sind auf Parallelschaltung ausgelegt, die Heizfadenwiderstände haben eine beachtliche Streuung, keiner kann garantieren, dass bei einer Reihenschaltung an jeder Röhre die erforderliche Spannung anliegt, höchst fragwürdige Methode also: Was soll das denn?

Nun ja, wenn ich die Röhren in Reihe schalte, ist der Gesamtstrom kleiner als bei der üblichen Parallelschaltung – dünnere Kabel, schmalere Leiterbahnen auf der Platine, bei einer Gleichststromheizung wie hier (gegen Brumm bei High Gain) kleinere Gleichrichterdioden, kleinerer Netztrafo und weniger Verluste allgemein.

Exkurs: Verlustleistung ist „I“-Quadrat mal „R“, also „I“, den Strom, klein halten. „R“ ist „Ro“, der spezifische Materialwiderstand, mal die Länge des Leiters „l“ geteilt durch „A“, den Querschnitt, den kann ich dann kleiner machen. So ähnlich wie bei der Hochspannungsüberlandleitung, Spannung hoch, Strom runter….

Da haben wir‘s mal wieder: Billiger!

Aber: Wenn jetzt eine der parallelen ECC83 Heizungen ausfällt: Gesamtstrom sinkt, Spannungsabfall an den 6L6 auch, damit steigt der an den übrigen beiden parallelen ECC83, damit steigt hier der Strom. Die vier 6L6 werden kälter, deren Widerstand sinkt jetzt, damit steigt der Strom weiter: Leucht – Blitz – aus!

Seht euch mal die Zeichnung an, bewusst alles vereinfacht, man braucht nur das Ohmsche Gesetz und die erste Kirchhoffsche Regel um das zu verstehen.

Wären die Heizungen alle parallel geschaltet, passierte gar nichts. Eine Heizung futsch. Na und? Neue Röhre rein, und gut ist!

Aber hier gab es den Supergau, drei Vorstufenröhren hinüber. Bei einer ausgefallenen Triode kann das noch gut gehen, bei zweien bekommen wir ein helles Glühlämpchen, und wenn wie bei diesem Amp auch noch zwei der verbliebenen Triodenheizungen hochohmig geworden sind wird die Leuchterscheinung noch kürzer!

Und die Moral von der Geschicht‘, zieh‘ beim Peavey Röhren nicht!

Wenn man eine Endröhre zieht (Standbybetrieb aber Netz an) geht alles aus, sonst nichts. Man kann ihn halt nicht mit nur zweien betreiben, na gut!

Aber zieh‘ eine Vorstufenröhre, und das Spiel geht los. Solltest du wider Erwarten Glück haben, und du steckst zum Test ein oder zwei neue, kalte Vorstufenröhren rein, ist das mal kurz ein Kurzschluss bei dem Vorstufenheizungstriplett (Kaltwiderstand gegen Null!), wenn du Pech hast, werden die Endröhren überheizt, es gibt einen Heizungs-Kathoden-Schluss, die Gittervorspannung der Endröhren bricht weg, der Strom steigt stark an, und wenn du jetzt Glück hast, spricht die Sekundärsicherung an, bevor deine schönen NOS Endröhren hopps gehen.

Okay – ich male den Teufel an die Wand. Aber bei diesem Amp lagen am Ende des Soundexperiments sechs fertige Vorstufenröhren ’rum. Zum Glück hauptsächlich Sovtekse...

Also, wenn ihr mit Vorstufenröhren experimentieren wollt, und meint „Geh‘ ich mal auf Standby, Betriebsspannung aus, da passiert nichts mehr“ - Denkste! Die Heizung ist noch da, und das oben Beschriebene geht ab! Also komplett ausschalten den Peavey, und die Röhren zur Sicherheit drei Minuten abkühlen lassen, sonst kostet‘s!

Ich jedenfalls bin in Zukunft mit DIY-Hinweisen sehr vorsichtig.

Ach ja, bei der 50Watt Version, siehe Schaltplan, legt der Fall sehr ähnlich!

Ich habe noch einen englischen Blog entdeckt, der sich amüsant des Themas annimmt ( http://www.valveamplifierrepairs.co.uk/revampblog/peavey-vk-100-no-seriously/).

 

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