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EVH-50 Topteil: Zu wenig Transparenz im High Gain Kanal

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Wir hörten uns das zusammen an, mit der Strat merkte ich kaum, was ihn störte. Als er ein paar schnelle Powerchordriffs mit einer Humbuckergitarre herunterzimmerte, glaubte ich, wahrnehmen zu können, was er meinte.

Ich nahm mir zuerst den Schaltplan vor, und ich stellte fest, dass die Kanäle alles andere als identisch sind. Der heißere Kanal arbeitet mit zwei Trioden mehr und hat also mehr „Gain“, auch wenn die Verstärkung der einzelnen Stufen durch Spannungsteiler, zum großen Teil ohne Beeinflussung des Frequenzgangs, reduziert wird.

Ich überprüfte alle Arbeitspunkte, kam zu der Meinung, dass alle im akzeptablen Rahmen lagen, und dass der Amp wahrscheinlich keinen Defekt hatte.

Ich sah mir also an, wie und an welchen Stellen ich eine moderate Anhebung der oberen Frequenzen bis hinunter zu den Hochmitten vornehmen konnte, und bat Louis zum Probehören.

Die Ergebnisse fand er ganz OK, aber das Problem war im Kern noch nicht gelöst. Er fand den Amp irgendwie „zu langsam“.

Diese Beschreibung brachte mich auf eine Idee. Mir war es bei eigenen Experimenten schon genauso ergangen, ich fand meinen Amp ab einer gewissen Übersteuerung irgendwie lahm…

Was, wenn wir es hier mit „Blocking Distortion“ zu tun hätten? Vereinfacht gesagt kommt es hierbei zu einer Blockierung einer Verstärkerstufe bei starker Übersteuerung und dabei einsetzendem Gitterstrom durch zu langsame Ladungsänderung des Koppelkondensators. Ich müsste dann beispielsweise die Koppelkapazitäten reduzieren, oder die Gittervorwiderstände vergrößern, die Gitterableitwiderstände verkleinern oder die Verstärkung – also die Verzerrung – reduzieren. Das waren m.E. alles zu große und umständliche Eingriffe in den Aufbau/das Konzept des Verstärkers, mit eventuell kaum kalkulierbaren Auswirkungen auf den Grundsound.

Auf der anderen Seite hängt diese Blockierung auch mit dem Bassanteil zusammen. Mein Gedanke war dann quasi anders herum vorzugehen. Es ging hier sowieso um einen Bereich, in dem wir es praktisch schon mit einem zum Rechteck verzerrten Signal zu tun haben. Also wollte ich die Verstärkung für alle außer den Bassfrequenzen erhöhen, dann musste Louis nicht mehr so weit aufdrehen für „seinen“ Sound, und wahrscheinlich würde dann das Blockieren nicht mehr auftreten.

Ich sah, dass keiner der Kathodenwiderstände in den relevanten Stufen mit einem Kondensator wechselspannungsmäßig überbrückt war und beschloss hier anzusetzen. Wir hörten uns gemeinsam die Wirkung verschiedener Kapazitäten an und waren am Ende einigermaßen zufrieden. Es war, wie ich gehofft hatte, der gewünschte Sound kam bei niedrigerem Gain-Setting und der Amp fühlte sich „schnell“ an.

Mir persönlich war das alles „viel zu viel Verzerrung“, aber darauf kommt es nicht an. Ich freue mich, wenn ich verstehen konnte, was er meinte, und wenn ich ihm mit einfachen Mitteln zu „seinem“ Sound verhelfen konnte.

Louis hat ein paar Bilder während unserer „Soundsession“ gemacht, ihr findet sie oben im Text neben einem Bild des geänderten Schaltplans.

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